Fachkräftemangel

Ein wichtiges Ziel von Bildungspolitik ist heute auch der Kampf gegen den Fachkräftemangel. Am Beispiel des des nun fertigen Koalitionsvertrages von CDU und SPD lässt sich schön zeigen, wie eine Verbindung zwischen Bildung, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung hergestellt wird. fachkraeftemangel

Fachkräftemangel ist dem Koalitionsvertrag nach eine „große gesamtgesellschaftliche Aufgabe dieser Legislaturperiode“. Denn es geht um die „Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ebenso wie unsere Sozialsysteme“. Durch Fachkräftesicherung (also eine Form von Bildungspolitik) soll „Wohlstand erhalten und Wachstum“ gefördert werden und „bessere Erwerbschancen“ eröffnet werden. Die Argumentation ist damit wie üblich: Bildung („Fachkräftesicherung“) Wachstum + Beschäftigung.

Wie soll Fachkräftesicherung nun geschehen? Durch berufsqualifizierende Maßnahmen aller Art (S. 37/38):

  • frühe Vorbereitung junger Menschen auf den Berufseinstieg
  • Integration von Migrant_innen in den Arbeitsmarkt
  • Programme zur Integration und Nachqualifizierung
  • Erhalt von Beschäftigungsfähigkeit durch Weiterbildung Älterer und Lebenslanges Lernen
  • Unterstützungsangebote für Berufsrückkehrende durch die Bundesagentur für Arbeit
  • Fokus der Bundesagentur auf Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose
  • Aktivierung der „Stillen Reserve“

Es ist schon erstaunlich, wie hier der „Fachkräftemangel“ mit aktivierender Arbeitsmarktpolitik in einen Topf geworfen wird. Es darf (ohne hier abwertend sein zu wollen) durchaus bezweifelt werden ob Maßnahmen zur Aktivierung Langzeitarbeitsloser und der so genannten „Stillen Reserve“, der Erhalt der „Beschäftigungsfähigkeit“ Älterer und Programme zur Nachqualifizierung gering Qualifizierter dazu beitragen, die immer und überall knappen „Fachkräfte“ auszubilden. Ob dadurch Wachstum und Beschäftigung generiert wird ist eine noch ganz andere Frage.

Genauso erstaunlich ist die Häufigkeit, mit der das Problem des „zunehmenden Fachkräftemangels“ (S. 72) (also mangelhafter beruflicher Bildung) als Problem für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum Deutschlands herangezogen wird. Die Aufmerksamkeit, die das Thema im Koalitionsvertrag erhält steht jedenfalls in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Problem: eine Studie des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) kann jedenfalls unter Ingenieuren keinen Fachkräftemangel ausmachen, so

ist eher ein Überangebot als eine Knappheit an solchen Fachkräften zu erwarten. Eine realistischere Betrachtung des künftigen Ingenieursbedarfs ist dringend geboten, damit nicht junge Menschen in großer Zahl dazu verleitet werden, ein Studium zu absolvieren, mit dem sie Schwierigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben könnten.

Wie gut, dass unsere Bundesregierung dem Fachkräftemangel frühzeitig entgegen wirkt und so Wachstum und Beschäftigung und damit die Zukunftsfähigkeit Deutschlands sicher stellt!

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