Zur Kapitalimus-Kritik der Naomi Klein

Naomi Klein ist so etwas wie der derzeitige shooting star der degrowth-Bewegung. Der Titel ihres neuen Buches verspricht einiges: „Die Entscheidung. Kapital vs. Klima“. Klärt Naomi Klein hier also endlich die so entscheidende Frage, ob Klimagerechtigkeit und Kapitalismus zusammen gehen? In diesem Beitrag diskutiere ich ihre in den „Blättern“ (5’15)1 abgedruckte democracy lecture, in der sie die Thesen ihres Buches2 prägnant zusammenfasst.

Kapitalismus oder Neoliberalismus?

Die Frage, auf die ich hier die Antwort suche ist die, ob Kapitalismus und Klimagerechtigkeit grundsätzlich unvereinbar sind, oder ob das Problem eine spezifische neoliberale Spielart des Kapitalismus darstellt. Wäre letzteres der Fall, dann ließen sich quasi Kapitalimus und Klima gemeinsam retten: Durch einen (wieder) stärker regulierten Kapitalismus keynesianischer Prägung mit starken staatlichen Sektoren, insbesondere im Bereich der öffentlichen Grundversorgung (Wasser, Strom, Gas, ÖPNV etc.). Wenn aber alle Spielarten des Kapitalismus zu Extraktivismus und Klimakatastrophe führten, dann müssten die politischen Konsequenzen sehr viel radikaler ausfallen. Wie sieht nun Naomi Kleins Antwort aus? Continue reading

Die Grünen und der Veggie-Day

Die Grünen diskutieren weiter über ihren Freiheitsbegriff und versuchen das Wahlkampfdesaster „Veggie-Day“, also die Idee eines fleischfreien Tages in Kantinen, zu verdauen. Mir erscheint das als gute Gelegenheit, hier einen Artikel zu posten, den ich vor vielen Jahren für ein Leipziger Studierendenmagazin anlässlich des ersten fleischfreien Tages in der Mensa geschrieben habe. Die damalige Diskussion (Winter 2010) erinnert äußerst stark an die bundesweite Wahlkampf-Diskussion zum Vorschlag der Grünen, einen Veggie-Day einzuführen. Die folgende Analyse ist daher weiterhin hochaktuell.

Übrigens (das steht im folgenden Artikel nicht): Der Veggie-Tag war ein riesiger Erfolg. Es wurden nicht weniger Essen verkauft als sonst, dagegen war die Protestaktion der Juristen (der Plan vor der Mensa 1000 Würstchen zu verkaufen) ein großer Flop. Wir waren mit viel Info-Material vor Ort und ich habe in der Mensa selten so gute Gespräche verfolgt. Die allermeisten fanden die Sache gut; dagegen war nur eine kleine Minderheit — aber die hat ganz schön laut geschrien. Kurz: Ich bin sehr überzeugt von der Idee. Ob aber so etwas auf die Bundesebene gehört, ist eine andere Frage. Continue reading